Endlich war es so weit, die Konferenz „Impulse zum Wandel“, die bereits in ihrer Organisation so viele begeisterte Menschen aus ganz Berlin zusammengebracht hatte, nahm am Freitagnachmittag, dem 29. Mai, ihren Auftakt. Nach über zweijähriger, coronabedingter Pause barg diese Konferenz zum ersten Mal wieder die Möglichkeit, dass sich die Mitglieder aller acht Berliner Bahá‘í Gemeinden und ihre Freunde, Bekannten und Nachbarn in einem größeren Rahmen treffen konnten. Über drei Tage, von Freitag bis Sonntag, kamen über 150 Teilnehmer:innen in einer Schule in Berlin Steglitz zusammen, um inspiriert durch Andacht, Musik, und ein gemeinsam organisiertes Programm von kurzen Vorträgen, Filmeinspielungen, und Workshops, darüber zu beraten, wie sie gemeinsam mit einem stetig wachsenden Kreis gleichgesinnter für die Besserung der Welt wirken können.
Text: Mirjam Steglich, Peter Amsler, Dorothee Nicke | Fotos: Simon Helmers, Peter Amsler
Die Konferenz begann mit einem Rückblick auf die Entwicklung der Berliner Bahá’í-Gemeinde, die mittels einer Fotowand, Geschichten älterer Freunde im kleinen Erzählcafé auf der Bühne und Videoclips in Erinnerung an die ersten Treffen der Bahá’í-Freunde in Ost und West zum Fall der Mauer, Gestalt annahm. Gemeinsam mit Einblicken in die Vision Baha’u’llahs für eine geeinte und gerechte Welt, war dies der Auftakt für die Anwesenden, sich intensiv mit Fragen über den Aufbau lebendiger Gemeinschaften zu befassen. Ziel war es, miteinander zu lernen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können in unsrem Anliegen, uns für die Wohlfahrt der Menschheit und ihr friedliches Miteinander in unseren Nachbarschaften zu engagieren, und dabei immer mehr Menschen jeglicher Herkunft an unseren Bemühungen teilhaben zu lassen.
Aufbau lebendiger Gemeinschaften
In den zweieinhalb Tagen haben wir uns insgesamt mit fünf Themenblöcken beschäftigt: Mit 1. der Vision der Einheit der Menschheit, wie sie Baha’u‘llah, der Stifter der Bahá’í-Religion, in seinen Schriften vermittelt, 2. dem Rückblick auf die über 100-jährige Geschichte der Berliner Bahá’í-Gemeinde und die Art und Weise, wie sie bisher diese Vision umgesetzt hat, 3. der Konkretisierung des Aufbaus von lebendigen Gemeinschaften in Nachbarschaften, Hausgemeinschaften oder Siedlungen, 4. der Frage, wie das Trainingsinstitut der Bahá‘í den Aufbau lebendiger Gemeinschaften fördert und 5. wie wir aktiv mit Gleichgesinnten einen positiven sozialen Wandel erreichen können. Die Gedanken und Ideen hierzu wurden in den Plänen konkretisiert, die von allen an diesem Wochenende formuliert wurden.
Herausragend war die große Vielfalt der Teilnehmenden der Konferenz. Fast alle Berliner Bezirke waren mit ihren Menschen unterschiedlichster Herkunft, vieler Nationalitäten aller Kontinente, und aller Altersgruppen, vertreten. Neben vielen Familien mit ihren Kindern waren auch einige Senioren im zum Teil stolzen Alter, mit ihren Beiträgen voll ins Programm integriert. Es gab Simultanübersetzung für iranisch-, türkisch- und englisch-sprachige Freunde. So waren die drei Tage erfüllt von einem Geist der Einheit und Liebe und der Gewissheit, dass wir inspiriert durch die Vision Baha‘u’llahs für eine gerechte Weltordnung und den Wandel unserer Gesellschaft, tätig sind, und jede und jeder mitgenommen wird und willkommen ist.
interreligiöse Friedensandacht
In der Konferenz kamen der Kunst und der Kreativität eine besondere Rolle zu. Ein Worldcafé gleich zu Anfang half, neue Kontakte zu knüpfen und Sprachbarrieren zu überwinden. Moderierte Gesprächskreise waren zugleich künstlerische Workshops, die sich der Theaterarbeit, der Erzählkunst, der Musik, des Bastelns, Backens und der Malerei bedienten. Viele Teilnehmende waren angenehm überrascht und begeistert davon, wie die kreativen Übungen ihnen halfen, ihr Verständnis zu erweitern und zu vertiefen. Umrahmt wurde die Kleingruppenarbeit durch gemeinsame Lesungen aus den Heiligen Schriften der Bahá‘í und dem Singen von Gebeten in der Aula. Ein krönender Abschluss am Samstagabend war die interreligiöse Friedensandacht mit Gebeten von Teilnehmern des Berliner Forums der Religionen, so mit Freunden aus der buddhistischen Sōka Gakkai-Gemeinschaft, der internationalen Sufi-Bewegung und der evangelischen und katholischen Kirche.
Es bleibt zu erwähnen, dass die Konferenz in weniger als acht Wochen vorbereitet wurde. In dieser Zeit traf sich allein das Team, das für die inhaltliche Ausgestaltung verantwortlich war, zwei Mal die Woche. Auch das Team, das für die Organisation zuständig war, traf sich mehrmals wöchentlich. Hinzu kamen Teams, die sich um das Kinder-Programm, um das Jugend-Programm und die Betreuung verschiedener anderssprachiger Teilnehmer kümmerten. Wohl die meisten der anwesenden Bahá‘í und ihre Nachbarn und Freunde waren in irgendeiner Weise bereits im Vorfeld der Konferenz in der Organisation und während der Konferenz in der Programmgestaltung involviert. So war das Zusammentreffen selbst ein echter Impuls zum Wandel, beflügelt durch eine Konferenz von allen für alle, der ganz bestimmt weitere Konferenzen folgen werden.